Montag, November 27, 2006

morgengymnastik


morgens steht der reguläre BVG-fahrgast still, starr und steif in der untergrundbahn. man starrt löcher in die luft, ist in gedanken schon auf arbeit oder hängt günstigenfalls noch den angenehmen seiten des wochenendes nach. auf türkischen zeitungen kann man unaussprechliche, dafür aber schön aussehende wörter entdecken. stille und ein angenehmes gedankenvakuum beherrschen die atmosphäre. ein alter mann steht mitten im gang und geht sympathischen zwangshandlungen nach. rhythmisch knickt er zweimal die beine ein und steht dann wieder still, zählt leise bis 10, dann macht er zwei angedeutete kniebeuge um gleich darauf den kopf in den nacken zu werfen, den mund aufzureissen und wie bei einem lautlosen schrei, den blick zur decke, den kopf zu schütteln. und dabei strahlt er über das ganze gesicht. echt wahr.

Donnerstag, November 23, 2006

stecher gesucht


bildunterschrift:
eigener voll total liebevoll designter broiler-tattoo-entwurf für peg.

text:
»dialog, ernst vorgetragen«

P.A.:
sach mal kleene wundertüte. 
guten morgen
du bist doch total beabt und so - und kreativ und alles und mit design haste was am hut. willste mir nicht mal ne katze malen, die ich mir dann auf n arm machen lasse?
so etwa wie in der art, die ich dir hier anhänge...
na was meinste? als lohn hätt ich noch n paar reste hühnersuppe.
vielleicht tättowiere ich mir auch hühnersuppe auf den arm. kannst ja auch mal nen entwrf machen....
[ ... ]
küsschen
peggy
____

P.A.:
ich hab mir das mit der hühnersuppe nochmal überlegt - geht auch brühe - 
also puppe melde dich mal und was du so machst am we - vielleicht haste ja mmmmaaaaaaaaaaal ne minuste zeit was zusamen zu machen. 
[ ...]
ich muss nu zur arbtei 
bis denne antenne!
deine babsi
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F.W.:
hey babsi,
katze, hühnerbrühe, papperlappapp. ich bin für n kotlett-tattoo- ich mal dir eins!!! so ne richtije saftig glänzende scheibe fleisch- da stehn auch die mädels drauf, glaub mir! müssen wir dann natürlich an der richtigen stelle platzitirieren. wie wärs im nacken? quasi ein nackensteak? und dazu ein schriftzug in schnörkelschrift- »rosige zeiten forever«.
ich komm auch mit zum stechen und halte dir händchen.
herrlich wird das.
[ ... ]
herzlichst deine olga
___

P.A.:
das kotelett ist nicht so mein ding! jaja ich weiss spassbremse.
lass uns mal bei brühe bleiben!
was sagte denn zu den miezen, die ich dir geschickt habe ?
die mit der roise is doch doll oder ? und die mit dem katzenbuckel find
ich auch gut. das motiv gibts sogar als abziehtattoo für kinder - also
kann das ja nicht schlecht sein.
oder doch liebr n vogel ? vielleicht n broiler?
es liegt in deiner hand!
lieben Gruß
peggy.s
___
F.W.:
[ ... ]
die miezekatzen sind zucker. so wie wir. broiler- tattoo finde ich auch gut! vielleicht fällt mir noch was besseres ein. wie wärs mit m döner? oder ner ringelgans im schmortopf? oder vielleicht sollten wir uns mal vom essen wegbewegen. was mir sonst noch einfällt:
-eine umrißkarte der dominikanischen republik
-ein plasteschnellhefter mit bussibärchenaufklebern
-ein nudelholz
-ein brennendes schiff (=feuer und flamme für den hafen der ehe)
-ein knalloranger gabelstapler
so liebe babsi, jetzt mußt du dich entscheiden.
tschühü deine tattooartdirectrice

»ende, seufzend vielbedeutend blickend«

Mittwoch, November 22, 2006

gutes wedding schlechtes wedding



freitags abends im plus am leopoldplatz an der kasse.
vor mir eine osteuropäische blonde mit auffälliger föhnwelle:
»ey könn se mich mal den zehneuroschein hier wechseln?«
»klar, wie hättensesdenngern?«
»ach is egal, so in zwei oder drei.«

Freitag, November 17, 2006

wildwedding



ein jahr wohn ich jetzt in einer deutschen insel im wedding und noch immer kann ich kein wort türkisch. obwohl, das stimmt nicht ganz- ich habe immerhin gelernt, dass »8« auf türkisch »sekiz« heißt, denn die angestellten beim bäcker um die ecke sprechen konsequent nur ihr muttersprache. als ich einmal brötchen für meinen frühstücksbesuch kaufen wollte, stellte ich fest, dass »keiner versteht deutsch in diese lade«. also mußte ich mich tatsächlich mithilfe der zeichensprache verständigen und bekam dann ein schrilles »sekiz schrippen?!« als reaktion. zählen konnte die verkäuferin übrigens auch nicht, aber das tut nichts zu sache. in meinem türkischen gemüseladen hingegen versteht mich jeder. je öfter ich dort einkaufe, umso preiswerter wird es für mich, das ist wirklich famos. meist schaffe ich es erst kurz vor ladenschluß in's geschäft, wenn alles schon in kisten verpackt ist. ohne mit der wimper zu zucken stapelt der verkäufer bereitwillig alles noch mal um, damit ich die frische minze von ganz unten kaufen kann. dann erklärt er mir, wie ich die grünen oliven am besten einlegen soll (die ich trotzdem nicht kaufe) und läßt mich die orangen probieren. nur einmal wurde ich mißtrauisch beäugt, als ich das buch »der nazi und der friseur« (mit hakenkreuzen und eindeutiger körperhaltung der person auf dem cover) zum bezahlen kurz ablegte – »was liest du da- mit nasis???« das es sich dabei um eine satire handelt, konnte ich irgendwie nicht so richtig klar machen.
aber egal. in meinem haus, da kennt man sich, da läd man sich auch schon mal gegenseitig zum schnapstrinken ein. und die leute aus'm hinterhaus, die sieht man täglich im »nachtkino«- gardinen hat ja eh keiner mehr- wir gehen da ganz offen miteinander um. schräg unter gabi mit den roten rastas (der frau mit dem schönsten balkon und orange/gelben wänden mit großen aufgemalten blättern) gibt es jetzt einen neuen bewohner, der tanzt jeden abend ganz wild in seiner küche zum abwasch. sehr sympathisch. der blick aus meiner fenster ist des abends sowieso sehr schön. farblich mein ich.
und um noch mal auf die sprache zurück zu kommen – neulich saß ich in der s-bahn mit einer türkischen schönheit. anmutig nahm sie ihr handy, wählte eine nummer, wartete kurz und brüllte dann so laut es ging: »eh, isch komm gleich zuhause jetzt!!!« schön ist‘s bei mir im wedding.

Mittwoch, November 15, 2006

moritz


weils mir gerade in die finger kam - und weil s so schön war, seufz, ein foto von der berlinaleeröffnung im letzten jahr. die webersisters und »der mit der schiefen gusche«, wie unsre mum immer so schön sagt. *schmelz*

Montag, November 13, 2006

buschfunk




was hier aussieht wie der dschungel im amazonas ist in wahrheit ein gemüsefeld in der domäne dahlem. da der botanische garten im winter ab 4 schon zu is, weil, wie man uns am eingang erklärte "ihr garten zu hause ist im winter ja auch geschlossen", waren wir stattdessen im freilichtmuseum dahlem. mal den öko/handwerksmarkt angucken. an den vielen bunten ständen mit blümchenkitsch und massenfilzware wiederholten sich unsere dialoge »suchen sie ein geschenk für werdende mütter oder werden sie selbst mütter?« »äh weder noch« »ach, dass ist aber schlecht« »finden wir nicht« schweigen...na ja. melken hab ich auch gelernt. also nich, dass es gut geklappt hätte, aber die theorie habe ich verstanden und ein paar tropfen immerhin waren zu sehen. und fingernägel sind bei sowas ganz schlecht. wie gut, dass ich sowieso keine groß habe. schließlich haben wir uns noch die pferde und hühner und schafe angeguckt, ein bißchen schlamm verspritzt und kleine süße schweine erschreckt- ich hab eins angefasst und es hat beeindruckend laut erschrocken gequiekt. na ja, hatte eben kalte hände. und dann gab es da noch felder mit grünkohl und rosenkohlgewächsen und da haben wir die tollsten bilder gemacht. die anderen besucher haben sich gewundert, warum wir da im kalten feld knien, aber es hat sich gelohnt. sieht aus wie amazonas, oder?
ansonsten weiß ich jetzt auch über unser aller zukunft bescheid. als es samstag morgen zum frühstück klingelt und ich im gespräch mit meinem reizenden gast vertieft die türe öffne, schmettert es mir entgegen: DAS ENDE DER WELT IST NAHE. ich sage- ja vielen dank, nehme die broschüre der zeugen jehovas und schließe die tür. so. und jetzt mal licht an da draußen. mann kann ja schon mittags kaum noch was erkennen.

Mittwoch, November 08, 2006

herr fehrmann sei dank




war das schön euch alle zu sehen!
an dieser stelle möchte ich mich noch mal für die wahnsinnsunterstützung bei den vor- und nachbereitungen bedanken. euch lad ich wieder ein:-) und vielen dank für all die tollen geschenke! vor allem das klavier! der cola-hof-springbrunnen kam sehr gut an, genau wie der hofreinigende regen danach. am nächsten tag tauchte die frage auf, ob in der cola tee gewesen wäre, die schmeckte so nach minze. (wieso stellt ihr die wieder auf s buffet???) ahrens eh...
jedenfalls wat für ne sause. die rückübergabe des objektes erfolgte beinahe ohne zwischenfälle. die stechend nach rauch riechende luft mußte mit einem lächeln neutralisiert werden und der noch herumliegende bierflaschendeckel wurde gekonnt unter dem schuh verstaut. mißtrauische blicke seitens herrn fehrmanns bezüglich des tanzfußbodenzustandes: äh und wieviele leute waren sie in etwa? äh lächeln, lächeln, klimper, klimper meinerseits. hach. lieber herr fehrmann... soeben rief er mich an um mir mitzuteilen, dass der nordverbund den stromverbrauchsunkostenbeitrag in höhe von 5 euro übernehmen will um sich so quasi an meinem geburtstag zu beteiligen. »da ham se aber wirklich im dunkeln gesessen, wa?« vielen dank herr ferhmann, klimper klimper:-)

Freitag, November 03, 2006

mitmachdisko



ich hoffe, wir sehn uns zum tanzbeinschwingen!

Mittwoch, November 01, 2006

meergrünkühle luft über berlin




november. es beginnt die zeit, wo man dringend schöne gedanken zum überleben braucht. der gestrige film »science of sleep« bescherte mir herrlich skurrile träume. alle sätze die ich im traum zu meinem gegenüber sage, erscheinen wie sprechblasen in pinker outline schrift vor uns und wir versuchen sie zu einem riesigen wort-sudoku zusammenfügen, um kommunizieren zu können.
der dunkle graue herbst ist da. es stürmt. es regnet. das einheitsgrauschwarzblau bestimmt wieder das straßenbild. nur eine rote und eine gelbe jacke sind mir heute morgen begegnet, und ein schwarz gekleideter mann mit einem quietschbunten hüpfenden kind an der linken hand. im graublauen licht sonst nur dunkle gestalten. ein kleiner getönter mann steigt in die ubahn. er sieht aus wie ein orang utan, aber auf seiner jacke steht groß le frog. am eingang zur ubahnstation eine fluchende frau im regen. hantiert mit ihrem vom wind verbogenen schirm, fuchtelt damit wütend passanten an und schreit mit russischem akzent »scheiß guck an hier! scheiße, guck das an! « angeblich soll es heute den ersten schneeregen geben. ich bin gespannt.