
gestern im ICE nach berlin, teile ich mir den buchenholzimitatklapptisch mit einem sympathischen jungen mann. zu seinem weißen hemd trägt er eine weiße hose, weiße socken, weiße schuhe. ununterbrochen hämmert er texte in seinen weißen laptop und hört musik, natürlich mit dem ipod in weiß. ein farbiger punkt im strahlenden dr.best-gegenlicht ist ein dickes buch, das er ab und zu hektisch durchblättert, ohne darin zu lesen um mir dann ein lächeln zu schenken und eifrig weiter zu tippen. »GESUNDHEITSPSYCHOLOGIE« steht auf dem giftgrünen umschlag. aha. ich jedenfalls schreibe ganz altmodisch seitenlange briefe auf papier mit stift. als meine miene leer geschrieben ist, greife ich souverän zur ersatzmiene, baue den stift fachmännisch auseinander und bekomme ihn äh irgendwie nicht wieder zusammen, weil die feder, die straff gespannt werden muß, so widerspenstig ist. ich spanne also die feder und spanne und spanne und aus versehen lasse ich los. schnipps - mit großem schwung und in beeindruckender geschwindigkeit knallt meine miene samt feder und stiftvorderteil meinem gegenüber auf die stirn. wie angestochen springt der zu tode erschrockene auf. ein herrliches bild. total ungläubig guckt er mich an. gut gezielt. über der nase genau zwischen den augen hat er jetzt einen schwarzen punkt - man, war das ein treffer! die frau am nachbartisch fängt lauthals an zu lachen. ich entschuldige mich peinlich berührt und erkundige mich bemüht höflich nach dem grad der verletzungen. nix passiert zum glück. ich muß unter dem tisch verschwinden um mir das lachen zu verkneifen. kameradschaftlich hilft er mir unter den sitzen die geschosse wieder einzusammeln. in seinem rucksack finden wir schließlich die letzten einzelteile. er ist immer noch so schockiert, dass er erstmal für 10 min verschwinden muß. die frau von nebenan sucht meinen blick- wir müssen uns das lachen verkneifen. schwierig. nun ja. als er zurück kommt widme ich mich konzentriert meinem brief und kann ihm nicht mehr in die augen blicken, denn leider sehe ich immer wieder meinen schuß und sein aufspringen vor mir, so dass ich immer wieder lachen muß. der weiße holt sein handy aus der tasche und positioniert es rechtwinklig neben dem laptop. (überraschung- es ist nicht weiß, sondern dunkelblau!). stille im abendlichen zugabteil. dann vibriert das telefon und als klingelton ertönt eine schrille künstliche stimme: "BIST DU ALLEINE? HAST DU BOCK AUF GANG BANG?" mr. white wird feuerrot, räuspert sich, guckt irritiert zu mir und der frau am nachbarstisch, die nun endgültig in gelächter ausbricht, genau wie ich. betont seriös meldet er sich am telefon mit " doktor langer, guten tag" und vertieft sich in ein tiefenpsychologisches fachgespräch. nun ja, der gute wird wohl noch eine weile an diese zugfahrt zurück denken. mein stift, der ihm die strin markierte ist nämlich leider wasserfest.