Freitag, November 17, 2006

wildwedding



ein jahr wohn ich jetzt in einer deutschen insel im wedding und noch immer kann ich kein wort türkisch. obwohl, das stimmt nicht ganz- ich habe immerhin gelernt, dass »8« auf türkisch »sekiz« heißt, denn die angestellten beim bäcker um die ecke sprechen konsequent nur ihr muttersprache. als ich einmal brötchen für meinen frühstücksbesuch kaufen wollte, stellte ich fest, dass »keiner versteht deutsch in diese lade«. also mußte ich mich tatsächlich mithilfe der zeichensprache verständigen und bekam dann ein schrilles »sekiz schrippen?!« als reaktion. zählen konnte die verkäuferin übrigens auch nicht, aber das tut nichts zu sache. in meinem türkischen gemüseladen hingegen versteht mich jeder. je öfter ich dort einkaufe, umso preiswerter wird es für mich, das ist wirklich famos. meist schaffe ich es erst kurz vor ladenschluß in's geschäft, wenn alles schon in kisten verpackt ist. ohne mit der wimper zu zucken stapelt der verkäufer bereitwillig alles noch mal um, damit ich die frische minze von ganz unten kaufen kann. dann erklärt er mir, wie ich die grünen oliven am besten einlegen soll (die ich trotzdem nicht kaufe) und läßt mich die orangen probieren. nur einmal wurde ich mißtrauisch beäugt, als ich das buch »der nazi und der friseur« (mit hakenkreuzen und eindeutiger körperhaltung der person auf dem cover) zum bezahlen kurz ablegte – »was liest du da- mit nasis???« das es sich dabei um eine satire handelt, konnte ich irgendwie nicht so richtig klar machen.
aber egal. in meinem haus, da kennt man sich, da läd man sich auch schon mal gegenseitig zum schnapstrinken ein. und die leute aus'm hinterhaus, die sieht man täglich im »nachtkino«- gardinen hat ja eh keiner mehr- wir gehen da ganz offen miteinander um. schräg unter gabi mit den roten rastas (der frau mit dem schönsten balkon und orange/gelben wänden mit großen aufgemalten blättern) gibt es jetzt einen neuen bewohner, der tanzt jeden abend ganz wild in seiner küche zum abwasch. sehr sympathisch. der blick aus meiner fenster ist des abends sowieso sehr schön. farblich mein ich.
und um noch mal auf die sprache zurück zu kommen – neulich saß ich in der s-bahn mit einer türkischen schönheit. anmutig nahm sie ihr handy, wählte eine nummer, wartete kurz und brüllte dann so laut es ging: »eh, isch komm gleich zuhause jetzt!!!« schön ist‘s bei mir im wedding.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

short-newsticker...:-)
so ne tollen geschichten gibt es im westfälischen provinzdorf nicht!
da guckt nur mein spießiger nachbar was ich abends vor der hasutür mache ;-)
drück dich!